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7. Karakorum – Wie fühlt sich ein Unfall in Pakistan an?

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Heute war es dann endlich soweit, nicht das ich sehnsüchtig darauf gewartet hätte! Dennoch habe ich mich schon so manches mal auf meinen langen Fahrten durch diese Welt gefragt, wie ungewöhnlich es doch ist, dass ich noch nie in einen ernsthafteren Unfall verwickelt wurde? Das sollte sich ändern! Heute morgen bereits um 5.00 Uhr ging die Reise von einem kleinem Bergnest namens Mastuj mit einem Bus nach Gilgit, der mit 20.000 Einwohnern größten Ortschaft  im pakistanischen Himalaya.
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 Anfangs fühlte ich mich auf den nicht asphaltierten Straßen, zwischen den  tiefen Abgründen und Erdrutschen trotz meiner notorischen Höhenangst relaxed und  sicher. Mit einem lauten Knall änderte sich diese trügerische Harmonie, der Bus überschlug sich und blieb auf seiner rechten Längsseite liegen. Das Fahrzeug war vollbesetzt – die Passagiere, das Gepäck inklusive meiner selbst wirbelten wie in einem der besten Actionfilme durch den Innenraum. Schon oftmals habe ich bei solch nervenaufreibenden Fahrten nachgedacht, wie man wohl in so einem entscheidenden Moment denken und fühlen mag? Man sagt ja immer, das ganze Leben zieht nochmal in Sekundenbruchteilen an einem vorbei usw. Alles Schwachsinn, zumindest bezüglich meiner selbst. Nach einer Schreckenssekunde des Schocks, versuchte ich mich bei nebulösem Bewusstsein an etwas zu klammern um mein jämmerliches Leben nicht beenden zu müssen! Und während ich so meine Kapriolen und Purzelbäume durch das Fahrzeuginnere schlug, schrie ich noch aus voller Kehle „fucking Busdriver“.
 Ist doch erstaunlich zu was man alles fähig ist – selbst im Bewusstsein das der Tod sich langsam nähern könnte! Und selbst als der Bus dann endlich zum Stillstand kam und links und rechts von mir in den Sitzen eingeklemmte Leiber kreischten und wimmerten und ich einen immensen Schmerz in meiner linken Schulter verspürte schien mein Zorn auf den Busfahrer nicht nachzulassen. Die Straße war zu diesem Zeitpunkt immerhin schon wieder asphaltiert!
Es dauerte natürlich ne ganze Weile bis sich die Situation im Fahrzeuginneren beruhigte. Bis alle Verletzten inkl. des Gepaeck’s geborgen waren, vergingen gut eine Stunde und länger. Mein Schutzengel hatte mir nochmal das Leben gerettet, andere hatten weniger Glück. Außer einigen Prellungen, Abschürfungen und meiner linken Schulter, die es wirklich richtig erwischt hat (event. Nerv eingeklemmt) bin ich sozusagen glimpflich davon gekommen. Wenn auch keine schöne, dennoch aber interessante Erfahrung! Die Polizei oder Ambulanz ist übrigens nie erschienen. Die schwerer Verletzten sind mit einem zufällig vorbeikommenden Traktor ins nächste Dorf gebracht worden. Ich fragte einen Pakistani der etwas Englisch sprach nach längerer Zeit des Beobachtens, warum den keine Polizei käme? Er zuckte nur lässig mit den Schultern und sagte „…and what, what can they do?“ Ich dachte mir im stillen – er hatte recht! So saßen wir da, wie die Deppen und keiner wusste so richtig was los war und was den kommen würde. So warteten wir drei Stunden bis uns endlich ein Eselskarren einen Lift in nächste Dorf anbot.
 Später stellte sich dann übrigens heraus, dass der Busfahrer das Fahrzeug absichtlich zum kippen gebracht hatte, da die Bremsen nicht mehr funktionierten. Wir hatten gut 60 Sachen drauf und die nächste Kurve hätte er bei der Geschwindigkeit nicht nehmen können. Dann wäre es gut 100 Meter in den Abgrund in den reißenden Fluss gegangen (siehe Bild oben).  Der Busfahrer auf den ich anfangs so wütend war und am liebsten gekillt hätte, hatte also mit seiner instinktiven Handlung unser aller Leben gerettet!
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