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4. Mulanje – Malawi

Was schreibt man eigentlich, wenn es nichts zu schreiben gibt? Man schreibt einfach drauf los, ohne es jemanden recht machen zu wollen, versieht das Ganze mit ein paar bunten Bildern und kaum einer merkts…

From Dusk till Dawn...

From Dusk till Dawn…

Von Mulanje war es nicht mehr weit nach Mozambique. Der frisch gemachte M3 Highway führt direkt durch den kleinen Ort. Sattelschlepper amerikanischer Bauart preschen rücksichtslos von Mozambique kommend nach Blantyre, dem wirtschaftlichen Zentrum – und wenn man so will der einzig wirklichen Stadt im ländlich geprägten Malawi.

Seit meiner Ankunft in Mulanje, habe ich immer wieder Einheimische vor Ort gefragt, mit denen ich zufällig ins Gespräch gekommen bin, wie weit es denn noch wäre – zur Grenze nach Mozambique. Die Angaben variierten zwischen einem und 70 Kilometern. Gerne wurde die Entfernung zum Nachbarn auch in Zeiteinheiten beschrieben. So konnte die Fahrt zur Grenze zwischen 10 Minuten und 5 Stunden dauern. Einmal wurde die Distanz sogar anhand des Fahrpreises, in einem der vielen weißen Nissan Minibusse evaluiert. Ca. 250 malawische Kwacha (60 Cents) weit weg liegt Mozambique, versicherte mir der gesprächige Keller vom Rob Willis Restaurant. Nun ja, immerhin ein Wert mit dem ich etwas anfangen konnte, wenn der Preis stimmte, sollten es nicht mehr als 10 km nach meinen Berechnungen sein!

So funktionierte Afrika. Alles war schemenhaft und neblig. Tugenden wie Genauigkeit, Beobachtungsgabe oder Pünktlichkeit haben sich in diesem Teil der Welt nie wirklich durchsetzen können.

Eigentlich wollte ich die Entfernung zur Grenze nach Mozambique gar nicht wirklich wissen, es war nur ein Spiel um mich zu unterhalten, dass sich verselbstständigte, ich hätte ja nur im Internet nachschauen brauchen…

Schön war die Natur in Mulanje. Tee wird hier angebaut. Entsprechend viele Teefelder in der Umgebung. Neben Tabak, sind Tee und Kaffee die wichtigsten Export Erzeugnisse Malawis. Der kleine Ort wird dominiert vom thronenden Mount Mulanje. Mit 3001 Metern Höhe der höchste Berg in der Region. Alles ist grün und saftig, mit einem herrlich milden Klima. Vorhin sah ich sogar ein Schild auf dem geschrieben stand, Mt. Mulanje proposed World Heritage Site.

Außer Wandern gab es nicht allzu viel zu tun in Mulanje. Backpacker waren auch nicht in Sichtweite. Nur bei einem nachmittäglichen Imbiss im Nachbar Hotel, konnte ich gestern ein Mzungu (Bleichgesicht), eine junge Volunteer erspähen. Mit dem grünen Haarreifen, den käsigen Beinen und dem weiten Rock sah sie aus, wie eine Krankenschwester aus einem alten Heinz Rühmann Film. Komischer Weise sahen Volunteers fast immer so aus?! Es musste ein geheimer Dress Code sein, von dem ich nichts wusste…

Es ist beschaulich und ruhig in Mulanje. Ich musste manchmal wirklich ernsthaft überlegen, wie ich den Tag halbwegs sinnvoll über die Runden bekomme. Das einzige Internetcafé im Ort hatte quasi nie Verbindung zur weiten Welt und nette Restaurants zum Abhängen gab es auch keine. Um mir die Zeit zu vertreiben, taperte ich jeden Nachmittag auf ein paar Carlsberg Biere (die Dänen betreiben die einzige Brauerei in Malawi!?), die 45 Minuten rauf zur O’Mula Country Lodge. Dort hatte man eine schöne Sicht.

In Malawi liebten die Begüterten solche Country Etablissements. Da konnten sie bequem ihre von der Welthunger Hilfe bezahlten Toyota Land-Cruiser parken, Bier trinken und Fleisch essen. Afrikaner liebten Fleisch. Gegrillt. Und am liebsten nichts dazu.

Bereits um 18.00 ist es in Mulanje stockdunkel und ab 19.00 ist es so ruhig, dass man denken könne es wäre Mitternacht. Straßenbeleuchtung gab es eigentlich fast nie in Malawi, auch nicht in Blantyre oder in der Hauptstadt Lilongwe. Malawi musste eines der dunkelsten Länder sein, das wir je bereist haben. Ohne Taschenlampe ging gar nichts. Gut, das wir noch ein paar Filme auf dem Laptop hatten.

Weiter geht die Reise für unsere kleine Redaktion nicht ins nah gelegene Mozambique, wie man annehmen mag. Sondern wieder zurück in Richtung Norden, um über die Grenze nach Sambia auszureisen. Mozambique und seine langjährige portugiesische Einflussnahme hätten uns zwar brennend interessiert, aber die hohen Preise für Visa und Unterkunft (Einzelzimmer ab 30 $) im Lande haben dafür gesorgt, dass wir einen großen Bogen über Namibia machen werden, um nach Johannesburg zu gelangen. Das bedeutete viel Landschaft und viele Stunden, in wahrscheinlich recht komfortablen und kostspieligen Überlandbussen.

Beschreiben wir diesen Umweg von mehreren tausend Kilometern als eine kleine Reminiszenz an unsere Urgroßväter. Ein lang gehegter Traum, an einem Ort wie Swakopmund oder Lüderiz in einer deutschsprachigen Schlachterei einen Plausch mit der Wurstverkäuferin halten zu dürfen, könnte endlich wahr werden. Und vergessen wir nicht, unsere Lebensrestlaufzeit wird nicht länger – und wer weiß schon wann wir wieder in diesen Teil der Welt kommen werden…

 

1 Kommentar

  1. gartendoktor heilmann sagt:

    Hallo Olli,

    habe dir eine mail gesendet. Mit wem ist du unterwegs weil du von unserer Redaktion sprichst. Ja dein Bild, bist ein wenig müde , aber ehrlich, weisst ja wenn die Scharniere zu quatschen anfangen. –grins. lieber grüße der gartendoktor halt dich tapfer!!!

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