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16. Yangshou – Don’t look back into the sun!

Die L2A

Die L 2A

…einer meiner Lieblingsplätze nach Feierabend, grad mal 5 Minuten von meinem Apartment

gleiche Ecke, anderer Winkel

Townscape

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Wohnzimmer

Wohnzimmer

 

Aufstehen, arbeiten, Unterricht vorbereiten, schlafen, arbeiten! Ja ja, hmmh, ähh, also auch als Weltenbummler hat man es ja nicht immer leicht. D.h, auch unser eins muß sich ab und an seine Brötchen „on the road“ selbst verdienen.

Es sei den man hat geerbt, ist Frührentner oder sonst irgend jemand, wie seltsamer Weise die meisten meiner Mitstreiter. Man ist nicht unbedingt erfolgreich gewesen oder besitzt besondere Fähigkeiten (eher das Gegenteil ist der Fall), sondern ist einfach nur begütert. Unerhofft durch glückliche oder weniger glückliche Umstände zu einem Lebensunterhalt gelangt – um als Nichtsnutz billig in der dritten Welt abzuhängen. Asien haben sich viele ausgesucht, hier ist alles billig und gefährlich ist es auch nicht. Auch wenn das gerne an den Stammtischen behauptet wird und diese Meinung gerne mit Armeeklamotten oder lauten Off road Bikes zum Ausdruck gebracht wird. Außendarstellung nennt man das glaub ich. Wie sangen die Sex Pistols bereits Mitte der 70er Jahre: “A cheap holiday in other peoples misery….’cause now i got a reasonable economy”!

Beschriebene Spezies (zu der ich mich, wenn man so will auch zähle, um etwaige sich erhitzende Gemüter zu beruhigen) wird übrigens äußerst ungern daraufhin angesprochen, wie sich die gelebte Dekandenz eigentlich finanziert. Ja sie reagiert darauf beinahe allergisch, bisweilen sogar aggresiv. Hab ich nie verstanden?! Gerne schiebt der Begüterte um sein Gesicht zu wahren auch mal ein windiges Alibi vor um der Wahrheit zu entfliehen. Man ist dann in der Regel Fotograf, Journalist oder man schreibe an einem Buch. Meist also was künstlerisches. Manchmal ist man auch in der Finanzbranche tätig, was übersetzt soviel bedeutet man generiert Zinsen. Spätestens jetzt sollte der feinfühlige Reisende dann auch nicht mehr weiterfragen! Denn meistens kommt dabei raus, daß man noch kein Foto verkauft habe, aber ein Freund in der Heimat eine Ausstellung vorbereite. Das man noch nach einem  geeigneten Verleger suche oder am Titel des zukünftigen Bestsellers feile. Sind wir nicht lustige Geschöpfe?!

Ab wann ist man eigentlich Fotograf? Das hab ich mich immer schon gefragt, insbesondere im Zeitalter der Digitalfotografie, wo ja kaum noch etwas falsch gemacht werden kann. Save it or Delete it, fragt die Kamera –  sind wir nicht irgendwo alle Fotografen?! Ich fotografiere kaum noch, habe die Lust verloren. Kann das permanente klicken auf Belanglosigkeiten kaum noch ertragen. Jede Mahlzeit, jede Bewegung, jegliche Freude wird durch den I-Pod Generation dokumentiert – um später in diesem seltsamen  Facebook zu landen.

Ich verdinge mich seit geraumer Zeit als Englischlehrer in China. Und ja, den Schülern gefällts‘. Mir fiel nichts besseres ein. Englisch war eigentlich immer mein Problemfach in der Hauptschule, immer mit einem knappen ausreichend grad mal so durchgekommen. Wie das Leben einem doch so manchmal spielt. In Asien, allen voran in China ist der Bedarf an Lehrern so immens, da nimmt man je nach Reputation der Schule oft was daher kommt. Nur weiß sollte es sein, das Gesicht. Dazu später mehr.

In Süd-Korea und Japan, wo es als Teacher das meiste Geld zu verdienen gibt, ist man mittlerweile vorsichtiger in der Auswahl. Hier werden in der Regel nur noch English native speaker unter Vertrag genommen. Was aber auch nicht viel bedeuted. Viele englische Muttersprachler, so absurd das klingen mag, können oft ein Verb nicht von einem Noun unterscheiden, während der sog. Non-native Teacher in der Regel mehrere Sprachen spricht und meist sogar eine akademische Ausbildung im Gepäck hat.

Yangshou, eine südchinesische Kleinstadt in der Provinz Guangxi, ist seit 2 Monaten meine neue Wahlheimat. Der Ort ist bekannt wegen seiner schönen Umgebung, sprich den sauberen Flüssen und Karstbergen. Ich unterrichte am Omeida Language Institut, der größten und angesehensten Schule in Guangxi, mit ca. 130 Schülern und ca. 20 Lehrern. Die zahlungskräftigen Schüler rekrutieren sich aus dem ganzen Land, kommen bisweilen sogar vom entfernten Harbin, weit im Norden an der russischen Grenze des Riesenreiches gelegen.

Es gibt hier an der Omeida School sogar Volunteers mußte ich neulich feststellen. Das machte mich wirklich stutzig, wo es doch ein rein wirtschaftlich ausgerichtetes Unternehmen ist. Der ahnungslose Freiwillige unterrichtet also für lau neureiche Chinesen, die ja immerhin um die 400 € pro Monat je Nase für ihren Unterricht berappen müssen und die Taschen von Mr. Omeida werden immer dicker. Aber so war der Gutmensch schon immer, er denkt nicht viel, sondern er will  vor allem gutes tun um es später kund zu tun. Nun ja, Mr. Omeida gefällt’s!

Hab mir das Englisch unterrichten übrigens leichter vorgestellt. So eine Unit von 1,5 h muß doch erst mal über die Bühne gebracht werden, insofern auch vorbereitet werden. Am besten alle 10 Minuten etwas neues, den der Chinese langweilt sich schnell und gerne. Man ist nicht nur Lehrer, sondern gleichzeitig auch Entertainer.

Englischschulen sind Big business, vor allem die Privaten. Eine Privatschule wird selten das Ziel haben nur gutes zu tun, sondern der Betreiber will vor allem eines, Geld ab pumpen  . Das muß man sich ungefähr wie bei einem Arzt oder Physiotherapeuten in Deutschland vorstellen. Das Behandlungszimmer ist im besten Falle immer besetzt und wenn die Praxis in München ist, reichts vielleicht sogar zum Ferrari. Entsprechend sind dubiose Geschäftspraktiken an manchen Schulen nicht unüblich, bspw. wenn es später an die Bezahlung geht oder siehe unsere Volunteers. Das heißt bei Vertragsabschluß sollte immer genaustens hingeschaut werden. Omeida ist noch eine der seriösesten, hier vor Ort. Wie steht auf Mr. Omeidas Visitenkarte geschrieben: „One of the 10 best Englishschools in China“.

Hier im 300.000 Einwohner zählenden Yangshou tummeln sich ungefähr 15 Sprachschulen, die um Kundschaft und vor allem um Lehrer buhlen. Es gibt hier  sogar Schlepper die unwissende Touristen ansprechen, ihnen den Lehrerjob als abenteuerliche Herausforderung schmackhaft machen, um sie dann für eine nette Provision als Lehrer an der jeweiligen Schule zu platzieren.

Der Lehrer in einer asiatischen Englischschule soll vor allem eines sein – weiß!  Die englische Sprache wird in Asien vor allem mit europäischer Physiognomie und weißer Hautfarbe gleichgesetzt. Handelt es sich bei dem Lehrer z.B. um einen Afroamerikaner kann das durchaus zu Irritationen führen. Die Eltern des Schülers, die sich meist irgendwo zur Elite des Landes zählen, stehen am nächsten Tag im Zimmer des Direktors und fragen nach Gründen. Sowas könnte sich in der Nachbarschaft rumsprechen, immerhin zahle man ja auch viel Geld, und es gäbe ja auch noch andere Schulen. Zuviele Teacher afrikanischer oder philippinischer Herkunft an einer Schule kann schnell die Seriösität einer Schule in Frage stellen?!

Dieser Rassismus kommt nicht zuletzt im Lehrergehalt zum Ausdruck. So kommt ein English native speaker in Phnom Penh auf knapp 10 US $ die h, je nach Schule. Der non-native liegt meist auf ähnlichem Niveau, hat aber bei angesehenen Instituten in der Regel schlechtere Chancen. Der Afrikaner, meist aus Ghana oder Nigeria stammend, kommt auf 6$, während der oft erstaunlich gut englisch sprechende Philippino sich mit 5$ die h für die gleiche Arbeit begnügen muß! Brave new world.