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5. Iran – Fernsehen

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Es ist ein verregneter Nachmittag, ich befinde mich immer noch in den iranischen Bergen nicht weit der Grenze zu Aserbaidschan. Ich habe einen kleinen Fernseher mit 4 Programmen in meinem Zimmer. Im Augenblick spricht gerade der kleine Zornige aus Teheran, so wie sie ihn hier nennen.

Ich spreche von Mahmud Ahmadinedschad, dem iranischen Präsidenten, der neuen Hassfigur des aufgeklärten Westens. Nur Bush jr. macht ihm noch im Augenblick den ersten Platz in den Charts der großen Bösewichte dieser Welt streitig!

 Seltsamerweise habe ich bis jetzt noch keinen Iraner kennengelernt, der etwas von diesem Mann hielt.Dann sympathisierte man doch schon eher mit dem religiösen Führer Khameni, dem eigentlichen Strippenzieher des Landes. Das iranische Fernsehen ist wahrscheinlich eines der langweiligsten auf diesem Planeten, es erinnert ein wenig an das ehemalige sozialistische DDR-Fernsehen. Es gibt viele religiöse Ansprachen und Gesänge, uninteressante Aufklärungssendungen über dies und jenes und vor allem reichlich politische Diskussionen. Im Hintergrund solcher Sendungen befinden sich in der Regel friedliche Symbole wie Blumenkränze oder sich reichenden Hände, deren ausgestreckten Zeigefinger sich kurz vor der Berührung befinden. Eine  heile schöne Welt!

Auch der Kleine aus Teheran ist bei seinen Ansprachen immer von prächtigen Blumenmeeren umringt. Im Hintergrund ist meist ein Transparent zu sehen, dass die schönsten Landschaften des Iran zeigt – ganz nach dem Motto „es gibt kein schöneres und besseres Land zum Leben als das Unsere“! Die Nachrichtensprecherin ist natürlich stets ordentlich verschleiert, so wie sich das gehört. Nicht so wie die weibliche rebellische Jugend der Hauptstadt, die ihr Kopftuch provokativ schon fast wie ein Halstuch trägt. Aber die Sittenpolizei greift seit letzter Zeit auf Anordnung des Zornigen aus Teheran wieder stärker durch. Wenn eine Frau bspw. mehrmals beim nicht ordnungsgemäßen Tragen des Kopftuches erwischt wird, geht es ab für einige Tage ins Erziehungscamp. Die Iraner können einem ein bisschen leid tun, sie langweilen sich. Es gibt kein Entertainment. Langeweile und Nichtunterhaltung werden hier von staatlicher Seite gefordert und gefördert. Keine Bars, keine Diskos, keine Popmusik und dann auch noch langweiliges Fernsehen, dass keiner sehen mag. Keiner soll schließlich auf dumme Gedanken kommen, so hat es der Ayatollah 1979 angeordnet. Am allerbesten sind aber die Kindersendungen. Hier müssen Herr Fuchs und Frau Elster des ehemaligen DDR Fernsehen Pate gestanden haben. Schon von den ersten Gehversuchen an soll begriffen werden, dass es kein besseres Land auf dieser Erde gibt, um seine Kindheit zu verleben als das Iranische.

Alles wimmelt nur so von fröhlichen Wölkchen ,harmonischen Sonnenuntergängen, lachenden Sonnenblumen, bunten Schmetterlingen und summenden Bienen. Alles ist grün und fruchtbar – obwohl das Land zu großen Teilen fast nur aus Wüste besteht. Eigentlich fehlt nur noch der gemütliche grinsende Halbmond mit der Pfeife im Mundwinkel!

Wie schrieb noch mal der Medientheoretiker Siegfried Kracauer in seinem Aufsatz “ Theorie des Films: Die Errettung der äußeren Wirklichkeit „. Die Ideologie eines Staates manifestiert sich in all seinen äußeren Erscheinungen: in seinen Gebäuden, in seinen Bildungsinstitutionen, im Erziehungswesen und nicht zuletzt in seinen öffentlichen Medien.

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